Angehörige

Was können Sie tun?

Wie können Sie eine betroffene Person unterstützen?

Emotionale Angehörige (Verwandte, Partner*innen, Freund*innen, Bekannte) von Gewaltbetroffenen reagieren oft mit Wut, Unglaube, Unsicherheit und/oder Hilflosigkeit auf die Tat. Das ist verständlich! Es besteht jedoch kein Grund, die Glaubwürdigkeit der Betroffenen anzuzweifeln, auch wenn diese nur unvollkommene Erinnerungen an die Tat haben oder widersprüchliche Aussagen machen. Nach einem sehr belastenden Erlebnis können Erinnerungslücken eine wichtige Schutzfunktion erfüllen. Häufig bestehen Vorurteile bezüglich der Mitschuld der betroffenen Person. Zeigen Sie andererseits, dass Sie der*dem Täter*in die alleinige Verantwortung für die Tat geben. Schuldzuweisungen, auch wenn sie unterschwellig erfolgen, sind völlig unberechtigt und für die*den Gewaltbetroffene*n eine zusätzliche und unnötige Belastung. Ebenso beeinträchtigt es die betroffene Person, wenn Entscheidungen über ihren bzw. seinen Kopf hinweg getroffen werden. Auch wenn Sie sicher sind, dass diese Entscheidung richtig und hilfreich ist.
Gespräche, in denen die Gewaltbetroffenen von ihren Erlebnissen berichten können, sind für die meisten Menschen sehr erleichternd.
Nehmen Sie die betroffene Person mit ihrem Schmerz, ihrer Wut, ihrer Trauer und ihrer Angst ernst!
Vielleicht zieht sich die betroffene Person nach anfänglichem Erzählen zurück. Für Sie kann diese Veränderung plötzlich und verwirrend sein. Für die*den Gewaltbetroffene*n ist es jedoch sehr wichtig, dass Sie ihr bzw. ihm vermitteln, dass Sie auch später ansprechbar bleiben und für sie bzw. ihn da sein werden. Üben Sie jedoch keinen Druck aus, das Erlebte zu erzählen. Druck und Grenzverletzungen haben Betroffene zur Genüge erfahren.

 

Probleme als Angehörige/Freund*in

Für Sie als Bezugsperson kann der Kontakt zu einer betroffenen Person ebenfalls eine große Belastung bedeuten. Vielleicht wird sie Ihnen von schrecklichen oder angsteinflößenden Dingen berichten. Das kann bei Ihnen selbst eigene Ängste hervorrufen und das Bedürfnis erzeugen, sich von der Person zurückzuziehen. Womöglich fühlen Sie sich mit der Rolle als Unterstützungsperson überlastet oder haben Angst vor möglichen Fehlern. Häufig ist es in solch einer Situation hilfreich, wenn Sie Ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten im Gespräch mit der betroffenen Person ansprechen. Sie können beispielsweise gemeinsam überlegen, welche Personen zusätzlich Unterstützung anbieten können und welche weiteren Hilfsangebote in Betracht kommen. Hierdurch können Sie sich selbst vor Überforderung schützen und der betroffenen Person spätere Enttäuschungen ersparen.
Zur eigenen Unterstützung und Entlastung können auch für Sie Gespräche mit anderen Menschen hilfreich sein.
Sich beraten lassen und selbst Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist keineswegs ein Eingeständnis der eigenen Unwissenheit oder Unfähigkeit, sondern vielmehr ein Zeichen von verantwortungsbewusstem Handeln gegenüber der betroffenen Person.

Dieser Text wurde angelehnt an Informationen auf der Homepage des Frauennotruf Kiel e.V.