Gespräch führen

Fragen Sie offen, aber auch konkret

Die Mehrzahl der von Gewalt betroffenen Personen befürwortet das aktive, einfühlsame Nachfragen durch ihren Arzt bzw. ihre Ärztin (L. Robinson & K. Spilsbury, Systematic review of the perceptions and experiences of accessing health services by adult victims of domestic violence, 2007). Insbesondere bei Gewaltbetroffenen, die das Thema von sich aus nicht angesprochen hätten, kann gut gemeinte „Rücksicht“ ansonsten dazu beitragen, die nötige Versorgung zu verhindern oder zu verzögern.

  • Fragen Sie offen, aber auch konkret
  • Bieten Sie eine sichere Umgebung (Vier-Augen-Prinzip)
  • Vermitteln Sie, dass Sie das Problem ernst nehmen
  • Vermitteln Sie Wertschätzung
  • Benennen Sie Gewalt als Unrecht
  • Auch wenn das Ziel der anschließenden Untersuchung das Stellen einer Diagnose ist, sollte beim Gespräch ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dem*der Betroffenen Hilfe anzubieten (J. Chang et al., Asking about intimate partner violence, 2005)

Nachfolgend Beispiel-Formulierungen, die Ihnen das Gespräch erleichtern können:

  • „Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich kenne solche Verletzungen auch als Folge von Schlägen […].“
  • „Ich kann mich irren, aber diese Verletzung sieht nicht nach einem Sturz […] aus.“
  • „Ich habe den Eindruck, dass […]“
  • „In meiner Wahrnehmung haben Sie sich in den letzten Monaten verändert, Sie wirken […].“
  • „Über Ihr Gewalterleben können Sie – wenn Sie möchten – mit mir vertrauensvoll sprechen. Ich habe Erfahrung mit Problemen durch Gewalt, ich kann Sie – wenn Sie möchten – beraten und auch weitere Informations- und Unterstützungsstellen benennen.“
  • „Ich kann die bei Ihnen feststellbaren Formen und Folgen von Gewalt dokumentieren und Ihnen ein Attest ausstellen. Sie entscheiden darüber, was Sie an Hilfe und Unterstützung benötigen.“